Unser Ursprung

„In ewiger Liebe habe ich Dich geliebet", spricht der Herr zu dem Propheten Jeremia: „darum habe ich Dich zu mir gezogen aus Gnade"(31,3), aus dem reinen unerschöpflichen Quell der Güte. Hat Gott uns in ewiger Liebe geliebt, so waren wir auch ewig in seinen Gedanken. „Gott ist Liebe" (1. Joh 4,8 und 16); so kann er sich auch nicht denken ohne seinen Liebeszug zu uns. Auch sein Wirken nach außen, seine Schöpfung und Erlösung ist ein Erscheinen der Liebe (Joh 3,16; !. Joh 4,9) zu uns. Darum heißt es: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir" (Apg 17,28). Und dieses tiefsinnige Wort erklärt und steigert der Apostel durch den Ausdruck der Dichter: „wir sind seines Geschlechtes", „wir sind Gottes Geschlecht (V.29). Das ist der stärkste Ausdruck für den Glauben, daß unser Geist, der Geist des Menschen, wenn auch im Wesen verschieden, doch vom Geiste Gottes nicht losgerissen werden kann, daß das Ebenbild vom Urbilde sich nicht losreißen kann. Was wir Gottlosigkeit und Gottesferne nennen, bezieht sich nur auf  Irrtum und Sünde; das Wesen Gottes kann nicht in die Ferne von uns gehen. So kann denn auch unser Geist nicht zum Leben erwachen und sich bewegen und dasein, ohne seinerseits von Gottes Wesen gleichsam berührt zu werden; er vermag sich nicht selbst zu denken, ohne daß er Gott irgendwie mitdenkt. Je klarer und voller er sich in seinem Selbstbewußtsein erfaßt und erforscht, je mehr er es erreicht, daß er „weiß, was in dem Mensch ist" (! Kor 2,11), desto deutlicher stellt sich ihm auch Urbild ein, desto wahrer und reicher ist sein Gottesgedanke, seine Erkenntnis der göttlichen Eigenschaften, insbesondere auch der Heiligkeit, deren Abglanz sein eigenes Sittengesetz ist.(1887)
„Je reiner und voller das Wissen von göttlichen Dingen, desto klarer die Stimme des Gewissens".(1887) Quelle (s.o)
An dem Anfange zeigt alles menschliche Denken und Können sich ohnmächtig, wenn es nicht den Ursprung des Anfangs in den Gedanken Gottes findet. Indem es dabei um unergründliche Tiefen der ewigen Liebe, Weisheit und Allmacht sich handelt, so wird eben der Anfang für viele der Stein des Anstoßes und des Strauchelns, so daß sie das Auge ihres Geistes in die Materie senken, statt es zu dem Lichte, in welchem Gott wohnt, emporzurichten. Das erste Wort der Bibel: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde", enthält mehr Weisheit und Wissenschaft, als alle Bücher, welche die Schöpfung leugnen.(1888)
Aber auch den Glauben an den eigenen unsterblichen Geist erschüttern sie dadurch, daß sie rein äußerliche Beobachtungen an dem Organismus des menschlichen Leibes, meist noch an dem toten,  dazu benutzen, um das Geistesleben aus einem Organe wie aus seiner Ursache ohne jede Beziehung auf das von ihnen weder in seinem Werden noch in seinem Bleiben beobachtete Selbstbewußtsein zu erklären, da doch die leiblichen Organe nur Wirkungen des Naturlebens sind und wohl die Vermittelung der Äußerungen des Geistes, nicht aber dessen Ursache sein können. Aber das alles beurteilt auch der sonst vielseitig gebildete Mensch nicht, wenn er nicht selbst in den Werkstätten der Wissenschaft tätig gewesen ist. (1888)
Indem wir also Gott verherrlichen, offenbart Er an uns mehr und mehr seine Herrlichkeit zu unserer Verklärung und Beseligung. Das alles aber, weil wir durch seinen von Liebe bewegten Willen aus seinen Gedanken zum Dasein kamen, die wir vorher nicht waren.(1888)
Eine Kirche, welche sich das Recht anmaßt, auf Grund des Glaubens Menschenleben zu verderben, ist nicht Seines Geistes. (1893)
J.H. Reinkens, Hirtenbriefe, Bonn 1897



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