Hier unser Bericht über unsere letztjährige Reise
nach ISRAEL:

Israel (17.-29. September 2000)
Ravenna, Konstantinopel, Griechenland, Zypern: Die Richtung war klar:

Wir wollten den historischen Spuren des Christentums nachgehen.

So war Israel der Höhepunkt von Reisezielen für die Entstehung der christlichen Religion
und zugleich eine Überleitung in die Welt der vorchristlichen Religionen
Judentum, in gewisser Weise der Islam, die Religionen Kanaans, Mesopotamiens und des Alten Ägyptens.
Irgendwie muß der liebe Gott uns beigestanden sein: Am Tag unseres Abflugs begannen die
Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Juden zu eskalieren.

Kurz sei Ihnen die Reise beschrieben:
Zuerst auf dem Programm stand Galiläa, in Tiberias (in das Jesus wohl aus gutem Grund nie einen Fuß gesetzt hat) haben wir Quartier gehabt.
Kapernaum, Berg der Seligpreisungen, angebliche Stätte der Brotvermehrung, der See selbst mit einer meditativen Schiffahrt mit einem aus der Zeit Jesu nachgebauten Boot waren der erste und bleibende Eindruck.
In Dalmanutha haben wir am ruhigen Spätnachmittag als letzte der Gruppen die Eucharistie feiern können.
Das war vom Geistlichen her einer der Höhepunkte der ganzen Reise.

Golan mit Cäsarea Philippi, Jordan, aber auch Nazareth, Skythopolis und die Kreuzfahrerfestung Belvoirließen Geschichte und Landschaft zur Geltung kommen. Die griechisch-orthodoxe Verkündigungskirche mit dem Marienbrunnen in Nazareth atmet viel mehr Atmosphäre als der pompöse Zweckbau der mit falscher Symbolik überlasteten römisch-katholischen Verkündigungskirche daselbst.

Die angebliche Taufstelle am Jordan war von geschäftstüchtigen Managern geschickt einrichtet, die Taufe zweier niederländischer Baptisten konnten wir life miterleben.Einen 75gsten Geburtstag einer der 18 Reiseteilnehmer haben wir dort mit einem guten Schluck Rothschildwein gefeiert.

Die zweite Station war der Tel Aviver Vorort Bat Yam, „Tochter des Meeres", ein normaler Badeort am Mittelmeer. Ihn erreichten wir über Akko, Haifa und Cäsarea.

Von dort unternahmen wir zwei Ausflüge, einen nach Samaria, den andern nach Hebron. In Nablus (Sichem) stand die Stadt König Omris auf dem Programm, Amos und Hosea kamen uns ins Gedächtnis, die großen Propheten, die hier gewirkt haben. Der Jakobsbrunnen war ein Ort, an dem wir dem historischen Jesus ganz nahe waren, hier fand das Gespräch  mit der Samaritanerin statt, der Frau am Jakobsbrunnen.
Der Berg Garizim, Ebal und das Josefsgrab haben wir aus der Ferne gesehen. Die Atmosphäre in Nablus schien zu gespannt, als daß wir dort im Ort Besichtigungen durchführen konnten.
Palästinensische Jugendliche machten unserem Bus der israelischen Nummerntafel wegen die Gebärde des Abschießens.
Ein Land mit unerträglicher Spannung, so zeigte sich nicht nur das okkupierte Gebiet, sondern ganz Israel.

Den Nachrichten konnten wir entnehmen, daß auch in Israel selbst, in Nazareth blutige Auseinandersetzungen stattgefunden haben. Unser jüdischer Führer, ein Herr Josef Graf aus Czernowitz, trug bei den Ausflügen nach Nablus und Hebron zu seiner Sicherheit eine Pistole mit sich.
In Hebron besuchten wir die Höhle Machpela, die Abraham käuflich als Familiengrabstätte erworben hatte. Die Gräber der Patriarchen Abraham mit Sara, Isaak mit Rebekka und Jakob mit Lea werden in einem von Herodes errichteten Komplex von drei Religionen verehrt, Christen kommen als Pilger (eine zyprische orthodoxe Reisegruppe mit ihren Priestern begegnet uns dort), die Juden haben inzwischen einen kleinen Teil des Gebäudes als Synagoge einrichten können, der größte Teil des Heiligtums ist in islamischer Hand.
Der Imam des Heiligtums des Freundes Gottes (Abraham) fragte uns nach unserer Herkunft und hieß uns ausdrücklich im Zankapfel Hebron willkommen.

Unser jüdischer Führer ließ einen Besuch der Altstadt aus Sicherheitsgründen nicht zu.
Auf dem Rückweg von Hebron hielten wir kurz in Emaus, um den runden Geburtstag von Frau Rittershaus zu feiern. Sie arbeitet in der evangelischen Krankenhausseelsorge in Klagenfurt mit, deren pastorales Zentrum den Namen: „Emmauskapelle" trägt.
Am Sabbat waren wir in Bat Yam und besuchten als Gruppe die dortige sephardische Synagoge. Für die meisten Reiseteilnehmer war das der erste Synagogenbesuch ihres Lebens, der bleibende Eindrücke vermittelt hat.
Frauen und Männer waren getrennt, die Atmosphäre entsprach der Erwartungshaltung.

Die letzte Station unserer Fahrt war dann die Umgebung von Jerusalem. In Bethlehem im Palästinensergebiet hatten wir unser Hotel. Bethlehem, Geburtskirche, Jerusalem mit den meisten Sehenswürdigkeiten bildeten den abschließenden Höhepunkt dieser Reise in das heilige Land. In der evangelischen Erlöserkirche in der Altstadt, in unmittelbarer Nähe zum Heiligen Grab feierten wir das heilige Amt in der Kreuzfahrerkapelle- es war ein beeindruckendes Ereignis. Via dolerosa, aber auch das österreichische Hospiz (mit guter Mehlspeis wie daheim), das äthiopische Kloster auf dem Dach der Grabeskirche, das Grab Jesu selbst, die Kirchen auf dem Zionsberg, der Blick vom Ölberg auf den Tempelplatz, das alles war sehr eindrucksvoll. Auch die jüdische Klagemauer haben wir besucht, die Frauen rechts- die Männer links. Frauen und Männer dürfen wegen der zeitweiligen kultischen Unreinheit der Frauen bei den meisten Juden nicht miteinander beten.

Im Wilsonbogen schlägt wohl ein Teil des jüdischen Herzens, etliche Synagogen sind hintereinander angelegt und näher als dort darf sich der normale Jude dem ehemaligen Allerheiligsten des Tempels nicht nähern, es sei denn er wäre ein Levi(Lewis) oder Kohen(Kuhn, Cohen, Kohn etc.).
Im Schrein des Buches, aber auch in Qumran selbst sind wir gewesen und haben an Johannes, den Täufer, gedacht, dem Großvetter Jesu. (Auch seinen vorgeblichen Geburtsort in Ein Keren haben wir besucht). Der jüdische Staat ist natürlich stolz, die Festung Masada zu zeigen, wo die Reste der jüdischen Zeloten heldenhaften Widerstand gegen die römische Besatzungsmacht geleistet haben und im kollektiven Selbstmord endeten. Das Wort Jesu: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt..." kam uns in den Sinn.
Die Fahrt nach Masada am Toten Meer führt durch die Wüste, das war eine in ihrer
Fremdheit unbeschreiblich faszinierende Landschaft.
Leider hatten wir nur eine Stunde Zeit, die Tragfähigkeit des Toten Meeres auszuprobieren: Man kann tatsächlich ohne zu schwimmen auf dem Meer liegen.
Die Oasenstadt Jericho erinnert an die Versuchungsgeschichte und  natürlich an den Mann, der Opfer eines Raubüberfalls wurde und dem der Samariter Barmherzigkeit erwies.

Der letzte Tag in Jerusalem führte uns zum Ortsbischof, Seiner Seligkeit Diodoros, Patriarch der Heiligen Stadt und des Berges Zion, Bischof von Kana in Galiläa und Ganz Transjordaniens. Dankbar erwiderte der Patriarch von Jerusalem die guten Wünsche unseres Bischofs, dessen Grußschreiben ihm bekannt wurde. Lebendige Augen, die uns fortwährend betrachteten, standen im scharfen Gegensatz zu der Hinfälligkeit seines Körpers; der Patriarch muß nach einem  Schlaganfall im Rollstuhl sitzen. Er betete mit uns und spendete uns seinen apostolischen Segen.
Patriarch Diodoros ist der Bischof der autochthonen Kirche im Heiligen Land, der „Heiligen Kirche von Jerusalem, der Mutter aller Kirchen".
Diodoros hat die Weltöffentlichkeit wiederholt darauf hingewiesen, daß die christlichen Gläubigen in Israel, Palästina, Jordanien und den Staaten der arabischen Halbinsel oft große Mühe haben, ihrem christlichen Glauben treu zu bleiben.
Diodoros setzt sich für den Friedensprozeß ein und wünscht „permanente und gerechte Lösungen für die Probleme dieser Region".

Dazu im Gegensatz stand unsere Erfahrung am letzten Tag in Jerusalem: Die Stadt war an diesem letzten Tag voller Polizei und israelischem Militär. In Österreich haben wir dann erfahren, daß es drei Tote auf dem Tempelberg gegeben hat, infolge der Demonstrationen gegen den Besitz anmeldenden Besuch der mohammedanischen Kultstätten durch den Rechtsaußen der israelischen Politik.
Am Freitag vor unserer Abfahrt zum Flughafen konnten wir der Geburtskirche in Bethlehem noch einen weiteren Besuch im Rahmen eines ausgedehnten Spaziergangs machen. Am Nachmittag, so die heimische Presse, gab es in Bethlehem Tote...
Ein Resumee ziehend kann ich nur sagen: einmal im Heiligen Land gewesen zu sein ist gut, man weiß dann mehr. Israel ist ein problematisches Land, wir haben freundliche Menschen erlebt, Herr Himmelhoch, der Reiseveranstalter aus Tel Aviv war immer im Hintergrund präsent und räumte Steine vor und während unseres Besuchs beiseite, Herr Schreder vom Klagenfurter Reisebüro hat in ihm einen guten Partner in Israel, aber oft hatten wir das Gefühl, übervorteilt zu werden. Die Behandlung der Palästinenser erinnert fatal an die Zeit der Landnahme tausend Jahre vor Christus und ist mit ähnlicher Gewalt und Grausamkeit verbunden wie zuvor. Es scheint, daß es nichts Neues unter der Sonne gibt. Die Verbindung von Religion mit einem Volksbewußtsein und dem Anspruch auf ein konkretes Stückchen Land stellt wohl immer eine explosive Struktur dar. Wir waren froh und dankbar, wieder heil in Österreich angekommen zu sein.

 

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